UNESCO-Welterbe seit Juli 2021

Die Great Spa Towns of Europe sind nicht nur ein Monument, sondern eine ganzheitliche Philosophie…

Die „Great Spa Towns of Europe“ wurden in die UNESCO Liste des Weltkulturerbes als Serielles Welterbe eingetragen. Baden bei Wien ist Teil dieser Eintragung. Die Entscheidung fiel im Zuge der 44. Sitzung des UNESCO-Welterbe Komitees am 24. Juli 2021.

Europäisches Vorzeigeprojekt

Die Great Spa Towns of Europe ist eine transnationale Liga von Kurstädten, die in die Liste des UNESCO Weltkulturerbes aufgenommen wurde. Sie umfasst elf herausragende Kurstädte aus sieben Nationalstaaten, die gemeinsam ein einmaliges kulturelles Phänomen und eine urbane Typologie ohne historische Parallele darstellen.

Die Great Spa Towns of Europe umfassen folgende elf Komponenten, berühmte Kurstädte in sieben Nationalstaaten.

Die Pioniere des modernen Tourismus

  • Baden bei Wien, Österreich
  • Spa, Belgien
  • Das böhmische Bäderdreieck, mit Karlsbad · Franzensbad · Marienbad, Tschechische Republik
  • Vichy, Frankreich
  • Bad Ems · Baden-Baden · Bad Kissingen, Deutschland
  • Montecatini Terme, Italien
  • Bath, Vereinigtes Königreich

Ein Jahr Unseco-Weltebetitel

Herausragender Universelle Wert (Outstanding Universal Value - OUV) Quelle: ICOMOS-Report vom 4.6.2021) [Link zu: 2021-06-04_ICOMOS Recommendations EN]

Folgender herausragender universeller Wert wurde seitens des UNESCO Welterbe Komitees für die Great Spa Towns of Europe erkannt:

Die Great Spa Towns of Europe sind ein außergewöhnliches Zeugnis des europäischen Kurphänomens, das von der Zeit um 1700 bis in die 1930er Jahre seinen höchsten Ausdruck fand. Dieses transnationale serielle „Property“ umfasst elf Kurstädte in sieben Ländern: Baden bei Wien (Österreich); Spa (Belgien); Karlovy Vary, Františkovy Lázně und Mariánské Lázně (Tschechien); Vichy (Frankreich), Bad Ems, Baden-Baden und Bad Kissingen (Deutschland); Montecatini Terme (Italien); und City of Bath (Großbritannien). Die Serie umfasst die modernsten, dynamischsten und internationalsten Kurstädte unter hunderten Kurstädten, die ebenfalls zum europäischen Kurphänomen beigetragen haben.

Obwohl jede Kurstadt anders ist, haben sich alle Städte um Mineralwasserquellen herum entwickelt, die der Katalysator für ein räumliches Organisationsmodell waren, das Heil-, Therapie-, Erholungs- und Sozialfunktionen gewidmet ist. Ensembles von Kurgebäuden umfassen Bäder, Brunnenhallen, Trinkhallen, Anlagen für die Kurbehandlungen und Kolonnaden, welche die Wasserressourcen nutzbar machen und deren praktische Nutzung zum Baden und Trinken ermöglichen. Externe und interne Kurbehandlungen („taking the cure“) wurden durch Bewegungs- und gesellschaftliche Aktivitäten ergänzt, die Besuchereinrichtungen wie Versammlungsräume, Casinos, Theater, Hotels, Villen und zugehörige Infrastrukturen (von Wasserleitungssystemen und Salzproduktionsanlagen bis hin zu Eisenbahnen und Standseilbahnen) erforderten.

Alle Einrichtungen sind in einen städtebaulichen Gesamtkontext integriert, der ein sorgfältig verwaltetes Erholungs- und Therapieumfeld aus Parks, Gärten, Promenaden, Sportanlagen und Wäldern umfasst. Gebäude und Räume verbinden sich visuell und physisch mit der sie umgebenden Landschaft, die regelmäßig zur sportlichen Betätigung als Beitrag zur Kurtherapie, zur Entspannung und zum Vergnügen genutzt wird.

Kriterien zur Eintragung in die UNESCO-Welterbeliste. Quelle: ICOMOS-Report vom 4.6.2021) [Link zu: 2021-06-04_ICOMOS Recommendations EN]

Für die Eintragung in die Liste des UNESCO-Welterbes muss eines von zehn sogenannten Kriterien erfüllt sein. Die Great Spa Towns of Europe entsprechen zwei dieser Kriterien.

Kriterium (ii) „Die Stätte muss während einer Zeitspanne oder in einem Kulturgebiet der Erde beträchtlichen Einfluss auf die Entwicklung der Architektur, der Großplastik oder des Städtebaus und der Landschaftsgestaltung ausgeübt haben“:

Die Great Spa Towns of Europe stellen einen bedeutenden Schnittpunkt innovativer Ideen dar, welche die Entwicklung von Medizin, Balneologie und Freizeitaktivitäten von etwa 1700 bis in die 1930er Jahre beeinflussten. Dieser Schnittpunkt drückt sich materiell durch eine städtebauliche Typologie aus, die sich um die Heilquellen herum entwickelte und der Gesundheit und Freizeit gewidmet war. Diese Ideen beeinflussten die Popularität und Entwicklung von Kurorten und der Balneologie in ganz Europa und in anderen Teilen der Welt.

Die Great Spa Towns of Europe wurden zu Zentren des Experimentierens, die mit ihren Konkurrenten Schritt hielten, indem sie sich den wechselnden Geschmäckern, Wünschen und Bedürfnissen der Besucher anpassten. Abgesehen von den Ärzten waren die Architekten, Designer und Gärtner die Hauptträger der Transmission, welche die gebaute und „natürliche“ Umgebung schufen, die dem Kur-Leben einen Rahmen gab. So zeigt das „Property“ bedeutende Beispiele der Bäderarchitektur wie Kurhaus und Kursaal, Trinkhalle, Kolonnaden und Galerien, die die natürliche Ressource Mineralwasser nutzbar machen und deren praktische Nutzung zum Baden und Trinken ermöglichen.

Kriterium (iii) „Die Stätte muss ein einzigartiges oder zumindest außergewöhnliches Zeugnis einer bestehenden oder untergegangenen Zivilisation oder Kulturtradition darstellen“:

Die Great Spa Towns of Europe legen ein außergewöhnliches Zeugnis des europäischen Bäderphänomens ab, das seine Wurzeln in der Antike hat, aber seine höchste Blütezeit von etwa 1700 bis in die 1930er Jahre erreichte. „Zur Kur zu gehen“ („taking the cure“), entweder äußerlich (durch Baden) oder innerlich (durch Trinken und Inhalieren) beinhaltete einen stark strukturierten und zeitlich festgelegten Tagesablauf und eine Kombination aus medizinischen Aspekten und Freizeit, einschließlich Unterhaltung und gesellschaftlicher Aktivitäten (z. B. Glücksspiel, Theater, Musik, Tanzen) sowie körperliche Betätigung in einer therapeutischen Kur-Landschaft.

Diese Parameter beeinflussten unmittelbar die städtebauliche Struktur und Funktion der Kurstädte sowie die Form und Funktion der Kurgebäude und kurörtlichen Architektur. Städtische Parks und Promenaden ermöglichen den Kurgästen zu sehen und gesehen zu werden.

Integrität und Authentizität; Quelle: ICOMOS-Report vom 4.6.2021) [Link zu: 2021-06-04_ICOMOS Recommendations EN]

Für zur Eintragung in die Liste des Welterbes nominierte Sites muss nachgewiesen werden, dass die in originalem Zustand und weitgehend erhalten sind. Für die Great Spa Towns of Europe wurde seitens ICOMOS International festgestellt:

Integrität, Die elf Teilstätten (das sind die elf genannten Kurstädte) aus welchen die serielle Welterbestätte (Property) besteht, repräsentieren die herausragendsten Beispiele europäischer Kurorte. Alle Teilstätten teilen eine Reihe von prägenden Merkmalen, die in der wichtigsten „kulturbildenden“ Phase ihrer Geschichte und städtebaulichen Entwicklung zwischen etwa 1700 und den 1930er Jahren, entstanden sind. Jeder Ort setzt Funktion und Zweck, für die er ursprünglich entwickelt wurde, bis heute fort.

Die Serie illustriert die wichtigsten Entwicklungsstadien des Kurphänomens, angefangen bei den einflussreichsten Kurorten im 18. Jahrhundert über die Entwicklung von Modellkurorten im 19. Jahrhundert bis hin zu Städten, die von den letzten Stadien des Phänomens im frühen 20. Jahrhundert zeugen.

Die Grenzen des „Properties“ werden in Bezug auf die Kartierung der Attribute festgelegt, die den Außergewöhnlichen Universellen Wert vermitteln, nämlich: die wichtigsten kurörtlichen Strukturen und Gebäude, die für die Anwendung der Heilwässer verwendet werden; die sozialen Einrichtungen und Gebäude für Freizeit und Vergnügen; Beherbergungseinrichtungen; kurortspezifische infrastrukturelle Einrichtungen; und die umliegende therapeutische- und Erholungslandschaft. Pufferzonen wurden sowohl zum Schutz der Thermalquellenfassungen als auch für den wichtigen Umgebungsbereich festgelegt.

Alle Teilstätten und deren konstituierende Elemente sind generell in gutem Zustand. Für Elemente, die einer konservatorischen Maßnahme bedürfen sind entweder bereits Arbeiten geplant oder sie warten auf alternative Nutzungen, bei der der gegenwärtige Erhaltungszustand gewahrt bleibt. Modernisierungen und Sanierungen gewährleisten die Einhaltung von Hygienestandards, neuer Bädertechnik und betrieblichen Anforderungen, können aber auch zu Spannungen mit dem Schutz von historischen Gebäuden führen. Dies muss sorgfältig behandelt werden. Die Aufgabe der Wiederherstellung und technischen Modernisierung der historischen Bausubstanz ist eine vergleichbare Herausforderung.

Authentizität, Das „Property“ erfüllt die Bedingungen der Authentizität in Form und Gestaltung, Material und Substanz, Nutzung und Funktion, Tradition, Lage und Umgebung.

Alle elf Teilstätten drücken den Außergewöhnlichen Universellen Wert des „Properties“ durch eine Vielzahl gemeinsamer und sehr authentischer Attribute aus: Mineralquellen von großer Vielfalt, die ihre natürlichen Eigenschaften beibehalten, einschließlich Zusammensetzung, Lage und Umgebung; eine eindeutige und gut lesbare Stadtanlage und eine gut gepflegte Lage und Umgebung, die zusammen Geist und Flair der Orte bis heute bewahrt hat; Kurarchitektur, die in Form und Gestaltung authentisch bleibt, ursprüngliche Materialien und Substanz, auch wenn einige Gebäude eine Nutzungsänderung erfahren haben; die Kurlandschaft, die ihre Form, ihr Design und ihre Funktion beibehält und weiterhin für den Zweck verwendet wird, für den sie entworfen wurde; Kur-Infrastruktur, von der ein Großteil entweder original ist oder nach ursprünglichen Prinzipien entwickelt wurde und weiterhin genutzt wird; kontinuierliche Nutzung und Funktion für die Kur trotz der Notwendigkeit, die heutigen Standards zu erfüllen.

Die Authentizität und die glaubwürdige Darstellung der Attribute, die in Strukturen aus der Zeit von etwa 1700 bis in die 1930erJahre, der wichtigsten Periode des Beitrags zum Außergewöhnlichen Universellen Wert, eingebettet sind, findet zudem Ausdruck in kontinuierlichen und weitreichenden Konservierungsmaßnahmen, die durch umfangreiche Archivsammlungen von Plänen, Dokumenten, Veröffentlichungen und Fotografien an jedem der elf Bestandteile gestützt werden.

Bürgermeister Dipl.-Ing. Stefan Szirucsek: „Die Great Spa Townss of Europe vereinigen die weltweit besten Adressen für Kur und Gesundheit. Das Weltkulturerbe bewirkt eine Besinnung auf die ureigentlichen Stärken dieser Städte: Gesundheit und Entspannung. Für Baden ist diese Kooperation eine einmalige Chance, die Entwicklung des Tourismus auf eine ganz neue Qualitätsebene zu stellen."

Nomination Dossier. Das Dossier wird nach getroffener Entscheidung des Welterbe Komitees auf der Website des Welterbezentrums Paris veröffentlicht.

https://whc.unesco.org/en/list/

Die „harten“ Fakten zum Nomination Dossier:

  • 1434 Seiten
  • 6 Bände
  • 5,3 kg

 

UNESCO-Weltkulturerbe: Der Lokale Managementplan

Unter der organisatorischen und wissenschaftlichen Leitung des Badener Welterbe-Koordinators Stadtrat Hans Hornyik wurden einerseits Badens Beiträge zum fast 1500 Seiten starken Nomination-Dossier erarbeitet, andererseits hat der Gemeinderat im Dezember 2018 einen Managementplan für das künftige UNESCO Welterbe in Baden beschlossen. Die Inhalte finden Sie im GSE-Lokalen Management Plan Baden bei Wien, wobei die englische Fassung bindend ist.

Local Management Plan Englisch, offizielle Fassung Juni 2019 vom Gemeinderat beschlossen 12/2018

Pläne Great Spa Towns of Europe, Baden bei Wien

Lokaler Managementplan / deutsche Übersetzung des gültigen englischen Textes Kapitel 1 - 7.2.3

Lokaler Managementplan / deutsche Übersetzung des gültigen englischen Textes Kapitel 7.2.4

Bürgermeister Dipl.-Ing. Stefan Szirucsek dankt Stadtrat Hans Hornyik für die umfangreiche Arbeit: „Unser Planungsstadtrat hatte wesentlichen Anteil an der Vorbereitung der Dokumente und Prozesse, die für die Anerkennung als UNESCO Weltkulturerbe notwendig waren. Wir haben das Glück mit ihm einen anerkannten Welterbe-Spezialisten in unseren Reihen zu haben. Diese Verbindung von fachlicher Expertise, unermüdlichem Einsatz und Verankerung in der Weltkulturerbe-Community sind für Baden unbezahlbar. Die erfolgreiche Eintragung in die Welterbeliste ist bester Beweis für die hervorragende Leistung.“

Kontakt Great Spa Towns of Europe Baden bei Wien:

Stadtrat Hans Hornyik
UNESCO - Welterbekoordinator der Stadt Baden
Braitnerstraße 5
A-2500 Baden bei Wien
Mobil +43 676 81211489
hans.hornyik@noel.gv.at
https://www.facebook.com/greatspasofeurope.badenbeiwien/

 

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