Marianske Lázně

und die Great Spas of Europe

Die tschechische Kurstadt Marianske Lázně (ehem. Marienbad) ist die dritte Kurstadt innerhalb des „Westböhmischen Bäderdreiecks“. Marianske Lázně wurde im ausgehenden 18. Jahrhundert als mondäne Kurstadt konzipiert. Ihr zu Grunde liegendes Konzept war die „Kurstadt im Park“. Dies wird deutlich durch die Einbettung der Kurstadt in ein bewaldetes Tal sowie durch die zahlreichen innerstädtischen Parks. Die Kurstadt ist daher besonders in Harmonie mit der Natur vereint.

Über 40 Mineralquellen entspringen im Tal sowie weitere 160 säurehaltige Quellen, die sich in der Umgebung befinden. Das Gebiet mit ihren kalten salzigen Quellen ist bereits im sechzehnten Jahrhundert bekannt und befand sich im Besitz des Prämonstratenserklosters in Teplá. Um die Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert verbreitete sich die Bekanntheit der hiesigen Heilquellen nicht nur in Böhmen, sondern auch in Bayern und Sachsen. Mitte des 18. Jahrhunderts existierten das Tal und seine Quellen in völlig natürlichem Zustand. Es stand lediglich eine einfache Holzhütte mit zwei Kesseln zum Sammeln des Glaubersalzes der Quelle Křížový (Kreuz). 1786 veranlasste Abt Trautmannsdorf den Bau des ersten Badehauses an der Marienquelle mit dem Namen Marienbad. Dieser Name wurde 1808 zum offiziellen Namen des Ortes, als der Kurort eine Besucherkapazität von 80 Personen besaß. Das Jahr 1786 kann somit als der Beginn der Kurortsiedlung angesehen werden. 1800 wurde zudem eine Saline für die Herstellung von Glaubersalz errichtet. 1812 folgte die Ernennung zur Stadt und 1818 zum Kurort.

Die reichen Vorkommen an Mineralquellen boten den Ausgangspunkt für den Ausbau des neoklassizistischen Kurensembles und des zentralen Parks im frühen 19. Jahrhundert. Die Sichtachsen, die zwischen den einzelnen Kurgebäuden führen, waren sorgfältig durchdacht und verbanden die Einrichtungen miteinander. Die Quellen entspringen in einem breiten Streifen innerhalb der bewaldeten Berge, durch die sich weitverzweigte Wanderwege schlängeln, die der Erholung und dem Vergnügen der Kurgäste dienen. Der Kurpark wurde von Wenzel Skalnik gegründet, einem erfahrenen Gartenarchitekten, der später sogar Bürgermeister der Stadt wurde. Skalník begann 1817 mit der Umsetzung des Parks im Stil des Englischen Landschaftsgarten im breiteren Teil des Tals, der sich harmonisch ausbreitet und sich in den bewaldeten Hängen und Wiesen fortsetzt.

Seit den 1870er Jahren erlangte Marianske Lázně einen internationalen Ruf als Treffpunkt königlicher Familien und der Aristokratie, als Veranstaltungsort wichtiger internationaler politischer Verhandlungen, wissenschaftlicher Versammlungen, Unter den Gästen war der englische König Edward VII., der neunmal zu Besuch war und 1907 sagte: „Ich habe ganz Indien bereist, Ceylon, alle Kurorte in Europa, aber nirgendwo war ich von der Poesie der schönen Natur so gefesselt wie hier in Marienbad.“ Als Ort der Inspiration für Künstler, nahm die malerische Kurstadt auf einen bedeutenden Gast besonderen Einfluss. Der Komponist Richard Wagner führte über seinen Aufenthalt Tagebuch. Seine Erinnerungen an Marianske Lázně fanden sich später in seiner Autobiografie wieder. Zudem stehen seine Opern „Das Liebesverbot“, „Tannhäuser“, „Die Meistersinger von Nürnberg“ und „Lohengrin“ im Zusammenhang mit den Aufenthalten des Komponisten in Marianske Lázně. Weitere berühmte Gäste waren Johann Wolfgang von Goethe, Johann Strauss, Friedrich Nietzsche, Franz Kafka, Mark Twain, Thomas Alva Edison und Maxim Gorky.

Ab den 1880ern folgte ein Bauboom in Marianske Lázně und der Historismus wurde zum dominierend Architekturstil in Form zahlreicher Variationen von Neorenaissance bis Neobarock. Ein architektonisch bedeutendes Beispiel dieser Zeit ist das Alte Bad von 1892 im Neorenaissance Stil nach Plänen des Architekten Josef Schaffer, dessen Schaffen Marianske Lázně vielerorts prägte. Die Bäder und -kabinen des Alten Bads besitzen noch heute ihre ursprüngliche Innenausstattung mit barock anmutenden Portalen und Jugendstil-Keramikfliesen. Ebenso wie das 1882 von Friedrich Zickler erbaute Moorbad, das sich im Stil der französischen Renaissance präsentiert. Eine weitere Kolonnade aus Gusseisen und Stahl im Stil des Neobarocks wurde 1888-1889 nach Entwürfen der Wiener Architekten Hans Miksch und Julian Niedzielski errichtet. Sie ist bis heute die längste Kolonnade in einer Kurstadt.

Marianske Lázně ist bis heute eines der wichtigsten Zentren Europas für balneologische Therapien. „Gekurt“ wird noch heute in den historischen Kurgebäuden und ihrem erhaltenen Interieur und Ausstattung. Eine Tradition seit dem 19. Jahrhundert und bis heute Hauptereignis der Kursaison ist die Segnung der Quellen (Eröffnung der Kursaison), die Anfang Mai, traditionell am zweiten Maiwochenende, stattfindet und ein reichhaltiges Kulturprogramm beinhaltet. (Von Isabelle Mühlstädt, Stabstelle Welterbebewerbung und Stadtgestaltung Baden-Baden)

Bildunterschrift:

Die Kolonnade wurde 1888-1889 nach Entwürfen der Wiener Architekten Hans Miksch und Julian Niedzielski errichtet. Im Vordergrund ist der singende Brunnen.

Bildquelle: Lisa Poetschki