Františkovy Lázně

und die Great Spas of Europe

Die böhmische Kurstadt Františkovy Lázně (ehem. Franzensbad) liegt in der Karlovy Vary Region (ehem. Elbogner Kreis) und ist gemeinsam mit Karlovy Vary und Mariánské Lázně Teil des böhmischen Bäderdreiecks. Františkovy Lázně wurde im 19. Jahrhundert als Ideal einer „neuen Kurstadt” errichtet. Sie entwickelte sich daher nicht organisch über die Jahrhunderte, wie Baden-Baden, sondern wurde gezielt angelegt.

Das Gebiet, auf dem Františkovy Lázně heute liegt, gehörte bis 1851 zur Stadt Eger (heute Cheb). Im 17. Jahrhundert begann man bereits mit dem Vertrieb des heilenden Wassers an europäische Fürstenhöfe. Zu dieser Zeit waren die Quellen nur von einigen „Seltzer Häusern“ umgeben. In den kommenden Jahrzehnten folgte eine erste Badherberge sowie eine Abfüllhaus. Um 1707 wies Eger eine Kapazität von 600 Badegästen auf. Dies stellte jedoch noch lange keine Konkurrenz für die belgische Kurstadt Spa dar, die zu dieser Zeit bereits florierte. 1791 beauftragte die Landesregierung den Baudirektor, Abbé Pater Tobias Gruber, mit der Ausarbeitung von Plänen für eine neue Kurstadt. Die Pläne dafür wurden 1793 genehmigt - dem Gründungsjahr von Františkovy Lázně.

Von Anfang an als mondäner Kurort konzipiert, wurde Františkovy Lázně zunächst Kaiser-Franzensbad, nach dem österreichischen Kaiser Franz II., benannt, im 19. Jahrhundert nur noch Franzensbad, parallel dazu ab 1918 offiziell auch Františkovy Lázně und nach 1945 nur noch Františkovy Lázně. Die Stadt profitierte von einer engen Beziehung zu Karlovy Vary (ehem. Karlsbad) - von wo aus Kurärzte, die das „stärkere“ Wasser des führenden westböhmischen Kurortes verschrieben und anschließend Patienten zur Nachbehandlung nach Františkovy Lázně schickten. Auf dem weit auseinanderliegenden Mineralquellenfeld mit 24 Quellen wurde ein orthogonales 300 Quadratmeter großes Raster gelegt. Das harmonische Stadtbild basiert auf den barocken Prinzipien von Achsialität und Symmetrie. Auffallend ist die bemerkenswerte Einheitlichkeit und Harmonie der Gebäude.

Die Kurstadt wird besonders durch ihre innere und äußere Kurlandschaft mit einem dreifachen grünen Ring aus Parkanlagen geprägt. In diesen befinden sich viele Quellen mit jeweils Brunnenhäusern und Pavillons, die durch lange ebene Wege miteinander verbunden sind und zum Flanieren einladen. Die umgebende Landschaft bietet weite Waldflächen und Moorland, wodurch Franzensbad als eine der ersten Kurstädte weltweit Moorbäder anbot. Diese konnten im Loimanns Badehaus, heute Luisenbad, einem klassizistischen Bad von 1840 oder im „Cartellieris Badehaus“ von 1860 genommen werden. Die gesamte Komposition eines großen Ovals für den Stadtgrundriss wurde von den Grundrissen des antiken, klassischen "Stadions" inspiriert. Aufgrund der Entdeckung von weiteren Quellen wurde die Kurstadt ab dem 1820ern weiter ausgebaut.

Nachdem Františkovy Lázně 1852 eine selbstständige Gemeinde wurde, wurde das Stadtgebiet abermals erweitert, um Parks um das Kurviertel herum anzulegen. 1865 folgte die Ernennung zur Kurstadt und zugleich der Anschluss der Stadt an die bayerische und sächsische Eisenbahn, was ihr zum Aufstieg zu einer internationalen Kurstadt verhalf. Ab den 1860er Jahren entstanden zudem neue Kurhäuser, ein Theater und Wohnhäuser sowie eine protestantische und eine orthodoxe Kirche sowie eine Synagoge. Die meisten der Parkgestaltungen und neuen Spazierwege wurden auf Initiative des Anpflanzungs- und Verschönerungsverein der Kurstadt Franzensbad (gegr. 1880) geschaffen. Bis 1911 pflanzte der Verein mehr als 600.000 Bäume, Sträucher und Zierpflanzen in unmittelbarer Nähe des Kurortes.

Beginnend mit Franz I. von Österreich, dem Gründervater der Stadt, waren im Verlauf des 19. Jahrhunderts die österreichischen Kaiser regelmäßige Gäste. 1909 traf Karl I., letzter Kaiser von Österreich sogar seine künftige Frau Zita in Františkovy Lázně. Weitere bemerkenswerte Besucher waren der österreichische Graf Klemens Wenzel Lothar von Metternich, Johann Wolfgang von Goethe, der Philosoph Johann Gottfried Herder sowie der Ludwig van Beethoven und Johann Strauss. Goethe reiste insgesamt 33 Mal durch Františkovy Lázně. Er verbrachte 1808 eine längere Zeit dort, als er an der geologischen Erforschung des erloschenen Vulkans Kammerbühl beteiligt war, über den er im selben Jahr einen wissenschaftlichen Text verfasste. Über seine Zeit in Františkovy Lázně schrieb er: „Für mich war es ein rechtes Glück, daß ich nach Franzensbrunn kam.“

Neben dem Adel und vielen Künstlern, war Františkovy Lázně insbesondere bei Frauen beliebt. In Folge der erfolgreichen Behandlung gynäkologischer Erkrankungen hatte die Kurstadt in ganz Mitteleuropa einen ausgezeichneten Ruf. Františkovy Lázně wurde so zu einem begehrten Ort für die weibliche Klientel, da die Damen nur dann allein reisen durften, wenn sie sich in ein Heilbad begaben, wodurch Franzensbad zu einem Ort weiblicher Emanzipation wurde und vielen Frauen neue Freiheiten bot.

Bis 1914 hat die Stadt die Ausprägung erreicht, in der man sie im Grunde heute noch vorfindet und gehört somit zu den besterhaltenen Kurstädten innerhalb der „Great Spas of Europe“. Doch nicht nur deshalb gehört Františkovy Lázně noch heute zu den drei beliebtesten tschechischen Kurstädten. Die Stadt bietet noch immer historische, wie auch neuzeitliche Kuranwendungen sowie ein reiches kulturelles Angebot und wird deshalb von Touristen, wie auch Kurgästen sehr geschätzt.

(Von Isabelle Mühlstädt, Stabstelle Welterbebewerbung und Stadtgestaltung Baden-Baden)

Bildunterschrift:

Die planmäßig angelegte Kurstadt basiert auf den Prinzipien von Achsialität und Symmetrie.

Bildquelle: Stadt Františkovy Lázně / www.frantiskovy-lazne.info

Die böhmische Kurstadt Františkovy Lázně (ehem. Franzensbad) liegt in der Karlovy Vary Region (ehem. Elbogner Kreis) und ist gemeinsam mit Karlovy Vary und Mariánské Lázně Teil des böhmischen Bäderdreiecks. Františkovy Lázně wurde im 19. Jahrhundert als Ideal einer „neuen Kurstadt” errichtet. Sie entwickelte sich daher nicht organisch über die Jahrhunderte, wie Baden-Baden, sondern wurde gezielt angelegt.

Das Gebiet, auf dem Františkovy Lázně heute liegt, gehörte bis 1851 zur Stadt Eger (heute Cheb). Im 17. Jahrhundert begann man bereits mit dem Vertrieb des heilenden Wassers an europäische Fürstenhöfe. Zu dieser Zeit waren die Quellen nur von einigen „Seltzer Häusern“ umgeben. In den kommenden Jahrzehnten folgte eine erste Badherberge sowie eine Abfüllhaus. Um 1707 wies Eger eine Kapazität von 600 Badegästen auf. Dies stellte jedoch noch lange keine Konkurrenz für die belgische Kurstadt Spa dar, die zu dieser Zeit bereits florierte. 1791 beauftragte die Landesregierung den Baudirektor, Abbé Pater Tobias Gruber, mit der Ausarbeitung von Plänen für eine neue Kurstadt. Die Pläne dafür wurden 1793 genehmigt - dem Gründungsjahr von Františkovy Lázně.

Von Anfang an als mondäner Kurort konzipiert, wurde Františkovy Lázně zunächst Kaiser-Franzensbad, nach dem österreichischen Kaiser Franz II., benannt, im 19. Jahrhundert nur noch Franzensbad, parallel dazu ab 1918 offiziell auch Františkovy Lázně und nach 1945 nur noch Františkovy Lázně. Die Stadt profitierte von einer engen Beziehung zu Karlovy Vary (ehem. Karlsbad) - von wo aus Kurärzte, die das „stärkere“ Wasser des führenden westböhmischen Kurortes verschrieben und anschließend Patienten zur Nachbehandlung nach Františkovy Lázně schickten. Auf dem weit auseinanderliegenden Mineralquellenfeld mit 24 Quellen wurde ein orthogonales 300 Quadratmeter großes Raster gelegt. Das harmonische Stadtbild basiert auf den barocken Prinzipien von Achsialität und Symmetrie. Auffallend ist die bemerkenswerte Einheitlichkeit und Harmonie der Gebäude.

Die Kurstadt wird besonders durch ihre innere und äußere Kurlandschaft mit einem dreifachen grünen Ring aus Parkanlagen geprägt. In diesen befinden sich viele Quellen mit jeweils Brunnenhäusern und Pavillons, die durch lange ebene Wege miteinander verbunden sind und zum Flanieren einladen. Die umgebende Landschaft bietet weite Waldflächen und Moorland, wodurch Franzensbad als eine der ersten Kurstädte weltweit Moorbäder anbot. Diese konnten im Loimanns Badehaus, heute Luisenbad, einem klassizistischen Bad von 1840 oder im „Cartellieris Badehaus“ von 1860 genommen werden. Die gesamte Komposition eines großen Ovals für den Stadtgrundriss wurde von den Grundrissen des antiken, klassischen "Stadions" inspiriert. Aufgrund der Entdeckung von weiteren Quellen wurde die Kurstadt ab dem 1820ern weiter ausgebaut.

Nachdem Františkovy Lázně 1852 eine selbstständige Gemeinde wurde, wurde das Stadtgebiet abermals erweitert, um Parks um das Kurviertel herum anzulegen. 1865 folgte die Ernennung zur Kurstadt und zugleich der Anschluss der Stadt an die bayerische und sächsische Eisenbahn, was ihr zum Aufstieg zu einer internationalen Kurstadt verhalf. Ab den 1860er Jahren entstanden zudem neue Kurhäuser, ein Theater und Wohnhäuser sowie eine protestantische und eine orthodoxe Kirche sowie eine Synagoge. Die meisten der Parkgestaltungen und neuen Spazierwege wurden auf Initiative des Anpflanzungs- und Verschönerungsverein der Kurstadt Franzensbad (gegr. 1880) geschaffen. Bis 1911 pflanzte der Verein mehr als 600.000 Bäume, Sträucher und Zierpflanzen in unmittelbarer Nähe des Kurortes.

Beginnend mit Franz I. von Österreich, dem Gründervater der Stadt, waren im Verlauf des 19. Jahrhunderts die österreichischen Kaiser regelmäßige Gäste. 1909 traf Karl I., letzter Kaiser von Österreich sogar seine künftige Frau Zita in Františkovy Lázně. Weitere bemerkenswerte Besucher waren der österreichische Graf Klemens Wenzel Lothar von Metternich, Johann Wolfgang von Goethe, der Philosoph Johann Gottfried Herder sowie der Ludwig van Beethoven und Johann Strauss. Goethe reiste insgesamt 33 Mal durch Františkovy Lázně. Er verbrachte 1808 eine längere Zeit dort, als er an der geologischen Erforschung des erloschenen Vulkans Kammerbühl beteiligt war, über den er im selben Jahr einen wissenschaftlichen Text verfasste. Über seine Zeit in Františkovy Lázně schrieb er: „Für mich war es ein rechtes Glück, daß ich nach Franzensbrunn kam.“

Neben dem Adel und vielen Künstlern, war Františkovy Lázně insbesondere bei Frauen beliebt. In Folge der erfolgreichen Behandlung gynäkologischer Erkrankungen hatte die Kurstadt in ganz Mitteleuropa einen ausgezeichneten Ruf. Františkovy Lázně wurde so zu einem begehrten Ort für die weibliche Klientel, da die Damen nur dann allein reisen durften, wenn sie sich in ein Heilbad begaben, wodurch Franzensbad zu einem Ort weiblicher Emanzipation wurde und vielen Frauen neue Freiheiten bot.

Bis 1914 hat die Stadt die Ausprägung erreicht, in der man sie im Grunde heute noch vorfindet und gehört somit zu den besterhaltenen Kurstädten innerhalb der „Great Spas of Europe“. Doch nicht nur deshalb gehört Františkovy Lázně noch heute zu den drei beliebtesten tschechischen Kurstädten. Die Stadt bietet noch immer historische, wie auch neuzeitliche Kuranwendungen sowie ein reiches kulturelles Angebot und wird deshalb von Touristen, wie auch Kurgästen sehr geschätzt.

(Von Isabelle Mühlstädt, Stabstelle Welterbebewerbung und Stadtgestaltung Baden-Baden)

Bildunterschrift: Die planmäßig angelegte Kurstadt basiert auf den Prinzipien von Achsialität und Symmetrie.

Bildquelle: Stadt Františkovy Lázně / www.frantiskovy-lazne.info