Baden - Baden

und die Great Spas of Europe

Die Stadt Baden-Baden hat eine Artikelserie über die Great Spas of Europe verfasst, die sie Baden zur Veröffentlichung zur Verfügung stellt. Dafür sei Dank gesagt! Nachdem wir mit Spa in Belgien gestartet haben, stellt sich heute Baden-Baden vor.

BADEN-BADEN UND DIE GREAT SPAS OF EUROPE

Eine 2000-jährige Tradition

Baden-Badens Beitrag zur Serie der Great Spas of Europe besteht zum einen in seiner fast 2000-jährigen belegten Nutzung des Thermalwassers und zum anderen in seiner unvergleichlichen Tradition eines sogenannten „Spielebads“– einer Kurstadt, die ihre modische und internationale Atmosphäre zum Großteil der Glückspielkonzession im 19. Jahrhundert zu verdanken hat.

Baden-Baden hebt sich durch seine außergewöhnlich lange Tradition in der Nutzung des Thermalwassers von anderen Kurstädten ab. Die Quellen wurden bereits von den Römern genutzt, die zu Initiatoren dieser fast 2000-jährigen Tradition der Heilung durch Thermalwasser wurden. Ab dem 2. Jahrhundert nach Christus waren römische Besatzungstruppen in Baden-Baden stationiert und gründeten am Fuß des Friesenbergs die Siedlung „Aquae“. Die Kaiserthermen, zu deren luxuriösen Ausbau der Badeeinrichtungen Kaiser Caracalla (188-217 n.Chr.) einen besonderen Beitrag leistete befinden sich unter dem heutigen Marktplatz. Die archäologischen Überreste der Soldatenbäder in Baden-Baden mit ihren ausgeklügelten Heiz- und Wassertechnologien sind noch immer unterhalb des Friedrichsbads zu bestaunen.

Im Mittelalter wurden die Qualitäten der heißen Quellen in Baden-Baden wiederentdeckt. Abhängig vom jeweiligen Arzt und dem Stand der Forschung wurden heilende Wasser für verschiedenste Krankheiten verwendet. Mittelalterliches Baden wurde in bescheidenen Badehäusern vollzogen. Um 1600 besaß Baden-Baden bereits zehn Badherbergen, über 300 Badekabinen und wurde von 3000 Badegästen pro Jahr besucht.

Auch Markgraf Ferdinand Maximilian erkannte die Vorteile seines Herrschaftssitzes oberhalb der Quellfassungen und ließ von 1652 bis 1669 ein prunkvolles Bad mit reicher Stuckausstattung im Erdgeschoss seines Schlosses am Florentinerberg errichten.

Die Zerstörung Baden-Badens durch einen Stadtbrand während des Pfälzischen Erbfolgekriegs zwischen Frankreich und dem Heiligen Römischen Reich im Jahr 1689 führte zum Ende des Badebetriebs. Die Stadt wurde zwar im 18. Jahrhundert langsam wiederaufgebaut, doch Badegäste kamen nur noch wenige in die Stadt.

Baden-Badens Aufstieg zum internationalen Vergnügungszentrum

Dies sollte sich zum Ende des 18. Jahrhunderts ändern. Markgraf Ludwig Georg erlaubte per Erlass von 1748 einigen Badewirten das Hasardspiel zu veranstalten – unter Aufsicht einer markgräflichen Spielkommission. Der Ausbau zur Kurstadt begann mit dem Bau eines Promenadenhauses mit Kastanienallee außerhalb der mittelalterlichen Stadtmauern. Ab 1801 fanden erste konzessionierte und überwachte Glücksspiele in Baden-Badener Hotels statt. 1812 eröffnete im ehemaligen Jesuitenkolleg, im heutigen Rathaus, unter Aufsicht der Behörde eine Spielbank. Mit der 1824 erfolgten Erweiterung des Promenadenhaus zum Konversationshaus mit dem neuen Casino und der Anlage eines Kurgartens stand dem Aufstieg Baden-Badens zur internationalen Kurstadt nichts mehr im Wege. Da das Glückspiel in den meisten Ländern Europas zu Beginn des 19. Jahrhunderts nicht legal war, besuchten nicht mehr nur regionale Gäste die Kurstadt im Schwarzwald, sondern Adelige, Künstler und Gelehrte aus der ganzen Welt. In den Worten des russischen Schriftstellers Ivan Turgenjew: „Alle Welt hält es für seine angenehme Pflicht hier gewesen zu sein.“ (1818-1883).

So strömten die Leute nicht nur wegen des Thermalwassers, das in diesen Jahren überwiegend als Trinkkur verabreicht wurde, und der Hoffnung auf Heilung ihrer Leiden in die Stadt, sondern vor allem auch wegen des hohen Unterhaltungsfaktors während des Kuraufenthalts.

Das Spielkasino im Konversationshaus war seit 1824 der zentrale gesellschaftliche Treffpunkt der Stadt. Die französische Unternehmerfamilie Bénazet übernahm 1838 die Pacht für die Spielkonzession im Konversationshaus. Jaques Bénazet (1778-1848) und sein Sohn Edouard (1801-1867) sollten über die kommenden Jahre bis 1872 den Spielbetrieb in eine luxuriöse Spielbank wandeln. Die Familie Bénazet sollte auf Baden-Baden erheblichen Einfluss nehmen. Die Einnahmen durch den Spielbetrieb ließ die Familie Bénazet der städtebaulichen Entwicklung der Stadt zu Gute kommen. So wurden unter anderem die Pferderennbahn in Iffezheim 1858 sowie das Theater von Edouard Bénazet finanziert, dass nun einen angemessenen Rahmen für die herausragenden musikalischen Veranstaltungen, Theaterstücke und Tanzinszenierungen international renommierter Künstler bot.

Das Glücksspiel war somit ein entscheidender Faktor für Baden-Badens Aufstieg zur international bedeutenden und mondänen Kurstadt. Es überrascht daher nicht, dass das Baden-Badener Spielcasino zum Vorbild für Monte Carlo wurde.

Fortsetzung der Badetradition

Doch die goldenen Zeiten des Glücksspiels in Baden-Baden sollten mit dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 ein Ende finden. 1872 folgte das Glücksspielverbot durch die neue Regierung des Deutschen Reichs unter Reichskanzler Bismarck. Dies stellte Baden-Baden, als ehemaliges Vergnügungszentrum Europas, vor die Herausforderung sich neu zu erfinden. Denn auch die internationalen Gäste aus Frankreich und England kamen nicht mehr in die Kurstadt. Man besann sich auf die jahrhundertealte Badetradition und entsandte Architekten in die bedeutendsten Modebäder Europas. Der Bau des Friedrichsbades, das seinerzeit als modernster Badepalast Europas galt, sollte der Beginn einer neuen Ära in Baden-Baden sein, welches wir in einem späteren Artikel zu Bade- und Trinkkuren in Baden-Baden beleuchten werden. (Text von Lisa Poetschki, Stabsstelle Welterbebewerbung und Stadtgestaltung Baden-Baden).

 

Bildunterschrift:

Das Glücksspiel in Baden-Baden hat Tradition: Roter Saal im Casino

Foto: Torben Beeg