Bad Ems

und die Great Spas of Europe

Bad Ems „das Kaiserbad“ hat trotz ihrer überschaubaren Größe europaweite Bekanntheit als eine der bedeutendsten deutschen Kurstädte erreicht und war als Treffpunkt von Kaisern und Königen viele Male Austragungsort der sogenannten „diplomatie thermale“.

Die rheinland-pfälzische Kurstadt mit zirka 9700 Einwohnern liegt in einem tiefen Tal am Flussufer der Lahn, eingebettet in die malerische Landschaft der bewaldeten Hänge von Taunus und Westerwald.

Die Geschichte von Bad Ems reicht bis in die römische Zeit. Es gibt zwar keine Hinweise auf die Nutzung des Thermalwassers in römischer Zeit, doch als Teil des Obergermanisch-Raetischen Limes, der Grenze des römischen Reichs, besitzt die Region besondere Bedeutung. Im Bereich der heutigen Innenstadt stand einst ein römisches Kastell, in dem römische Truppen zum Schutz des Limes stationiert waren und auf dem Wintersberg thront ein 1874 rekonstruierter römischer Wachturm, der einen wichtigen Blickpunkt der Kurlandschaft bildet.

Das nahegelegene Dorf Ems wurde bereits im frühen Mittelalter am Ufer des Emsbach gegründet. Die Kurstadt Bad Ems entstand im 14. Jahrhundert in der Nähe der Quellen, etwa 1,5 Kilometer vom Dorf Ems entfernt. Es entwickelten sich erste Badehäuser für die feine Gesellschaft, aber auch ein Armenbad. Bemerkenswert ist, wie im ersten Badereiseführer (Puchlein von allen Paden) von 1480 beschrieben wird, dass das mittelalterliche Baden in Bad Ems bereits auch eine soziale Funktion für die Gäste besaß und nicht nur der reinen Gesundheit, sondern auch der Muße diente.

1696 entstand der Vorläufer des heutigen Kursaals, der Assemblée-Saal. 1698 bis 1725 folgten das hessen-darmstädtische und das Fürstlich Oranien-Nassauische Badehaus sowie ein kleiner Palast des Hauses Oranien-Nassau, der mit der noch erhaltenen Brunnenhalle einen Teil des heutigen Kurhauses bildet. Zwei weitere herrschaftliche Badehäuser (Vier Türme und Mainzer Haus) und eine erste Badekirche zeugen von der Beliebtheit des Bades in der frühen Neuzeit.

Der Aufstieg von Bad Ems zur bedeutenden Kurstadt begann 1806 unter der Regierung des Herzogtums Nassau. Die Quellen und Badehäuser waren in Staatsbesitz. Geplant war eine systematische Expansion mit neuen Badehäusern, die Modernisierung des Kurhauses sowie die Anlage von Fußwegen und Promenaden. Ab 1820 wurde das städtebauliche Konzept weiterentwickelt. Entlang der bereits existierenden Hauptachse wurden Ballungsräumen und locker bebaute Villengebiete ausgewiesen sowie architektonischen Vorgaben für neue Gebäude festgesetzt. Es erfolgte zudem ein Anschluss zum Dorf Ems, dessen Straße im Verlauf der Jahrzehnte hangseitig von luxuriösen Hotels und Logierhäusern gesäumt wurde.

Die stadtplanerischen Maßnahmen und die neuen Gebäude sollten sich sensibel integrieren und eine Harmonie mit der Landschaft bilden. Bad Ems besitzt seither ein ausgedehntes Wegesystem mit zahlreichen Aussichtspunkten, die einen Blick über die malerische Landschaft erlauben. Der Felsenpfad führt beispielsweise seit 1816 zur Bäderlei, zu den Heinzelmannshöhlen, zur Mooshütte und zum Concordia Turm von 1861.

Bad Ems und Baden-Baden verbindet die Geschichte des Glücksspiels. Baden-Baden erlangte im 19. Jahrhundert internationale Bekanntheit durch die von der Familie Bénazet geführte Spielbank, doch besaß Bad Ems schon einige Jahrzehnte vorher seit 1720 eine Glücksspielkonzession für den Assembléesaal und war europaweit ein Vorläufer im Spielbetrieb. Die Einnahmen der Spielkonzession trugen ebenfalls zur Stadtentwicklung bei, da diese den Bau des Kursaals und den Unterhalt des Kur-Orchesters ermöglichten.

Der neue Kursaal mit dem Marmorsaal entstand 1836 bis 1839 nach Plänen des Architekten Johann Gottfried Gutensohn. Die Villa Farnese in Rom diente hierfür als Vorbild. Im gleichen Zug entstand der Kurpark entlang der Uferseite im Stil des Englischen Landschaftsgartens. In den 1850ern entdeckte man eine weitere Quelle auf der anderen Flussseite, für die das Staatliche Badehaus 1853 errichtet wurde. In Folge wurde eine neue Verbindung zwischen dem Neuen und alten Kurviertel benötigt und man errichtetet die heutige Kurbrücke.

 

Die noch heute vielgeschätzten Emser Pastillen werden seit 1858 hergestellt. Man ließ sich dabei von den Pastilles de Vichy inspirieren. Die Salze des Mineralwassers werden extrahiert, um sie in gepresster Form in frischem Wasser wieder aufzulösen. Dies ermöglicht den Kurgästen die heilende Wirkung des Mineralwassers nach ihrer Rückkehr auch Zuhause zu erleben. Aber auch das Abfüllen des Mineralwassers in Flaschen besitzt in Bad Ems seit dem frühen 18. Jahrhundert Tradition. Zum anderen ist Bad Ems für seine Fortschritte in der Inhalationstherapie berühmt. Es handelt sich dabei um eine französische Behandlungsmethode durch Inhalation von Mineralwasser. Dr. Ludwig Spengler führte die Methode 1855 in Bad Ems ein. Die Inhalationstechnologie wurde über die Jahre weiterentwickelt und besteht bis heute fort.

Bad Ems bot seinen Gästen neben dem berühmten Mineralwasser, Konzerte, Theaterstücke, Glücksspiel, Leseräume und Bibliotheken für internationale Gäste. Die Gäste kamen aus ganz Europa, besonders Engländer, Franzosen und Russen genossen die Kur in den Sommermonaten in Bad Ems. Man bevorzugte die Anreise mit dem Schiff über den Rhein und die Lahn.

Die Kurstadt an der Lahn zog zahlreiche berühmte Gäste an. Fyodor Dostoyevsky schrieb 1875 in einem Brief: „Und natürlich – das sehe ich jetzt ganz klar – wäre ich, wenn ich im vergangenen Sommer nicht in Bad Ems gewesen wäre, sicher im vergangenen Winter gestorben.“ Zu Gast waren der Industrielle Alfred Krupp, Jenny Lind sowie Johann Wolfgang von Goethe und Nikolai Gogol. Bad Ems war Ort der Inspiration für viele Künstler und Literaten. Der deutsch-französische Komponist Jacques Offenbach spielte nicht nur von 1858 bis 1870 fast jährlich im Kursaal Konzerte, sondern schrieb auch verschiedene Stücke in Bad Ems unter anderem große Teile von „Orpheus in der Unterwelt“, während Richard Wagner Vorarbeiten zu seinem Werk „Parsifal“ verfasste.

Auch der Adel, wie Kaiser Wilhelm I., Zar Alexander II. sowie Könige aus England, Schweden, Sachsen und Bayern genossen regelmäßig die Sommermonate in Bad Ems. So kam es, dass Bad Ems mehrmals Austragungsort wichtiger Ereignisse für die europäische Geschichte wurde. Ein Aufeinandertreffen zwischen dem preußischen König Wilhelm I. und dem französischen Botschafter Vincent Benedetti auf der Kurpromenade am 13. Juli 1870, dessen telegraphischer Bericht an Bismarck heute als Emser Depesche bekannt ist, trug zum Ausbruch des Deutsch-Französischen Kriegs 1870/71 bei und in dessen Folge der Gründung des Deutschen Kaiserreichs.

Der erste Weltkrieg und die französische Besatzung markierten einen Wendepunkt für den Kurbetrieb in Bad Ems. Nach dem 2. Weltkrieg stieg die Zahl der Kuren wieder, doch verlagerte sich die Kur mehr und mehr auf Kliniken. 1970 folgte der Bau der Emser Therme, die 2012 durch eine neue ersetzt wurde und ein weiteres Kur- und Wohnviertel wuchs auf der Bismarckhöhe. Noch heute ist Bad Ems eine lebendige Kurstadt, dessen heilende Wirkung des Mineralwassers weithin bekannt und geschätzt wird. (Von Isabelle Mühlstädt, Stabstelle Welterbebewerbung und Stadtgestaltung Baden-Baden)

Bildunterschrift:

Das Kurviertel in Bad Ems erstreckt sich auf einem schmalen Streifen entlang der Lahn.

Foto: Dominik Ketz